Vollständige Zitierung:

Grajo, L. C., Candler, C., & Sarafian, A. (2020). Interventions Within the Scope of Occupational Therapy to Improve Children’s Academic Participation: A Systematic Review. American Journal of Occupational Therapy, 74, 7402180030.

Ziel der Studie/ Klinische Frage
 
Im Fokus der Studie steht die klinische Frage, welche Belege es für die Wirksamkeit von ergotherapeutischen Interventionen zur Verbesserung des Lernens, der schulischen Leistung und der erfolgreichen Teilnahme am Unterricht von Kindern und Jugendlichen gibt.

Studiendesign
 
Die Meta-Analyse schließt wissenschaftliche Artikel im Zeitraum zwischen 2000 und 2017 ein von ursprünglich 89.461 Artikeln wurden nach mehreren Screening- und Reviewprozessen 46 Studien in die Meta-Analyse einbezogen. In den ausgewählten Studien werden folgende drei Themenbereiche berücksichtigt: Maßnahmen zur Förderung der Teilnahme und des Lernens im Klassenzimmer, Motivation und Teilnahme am Lesen sowie Schreiben und Handschrift der Kinder und Jugendlichen. Alle ausgewählten Publikationen umfassten Level I-III Studien, waren englischsprachig und peer-reviewed.

Zielgruppe / Stichprobengröße

Die Stichprobe umfasst Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 21 Jahren, welche ergotherapeutische Interventionen erhalten haben. Innerhalb der Studien reichen die Stichprobengrößen von 5 bis 325 Versuchspersonen.

Datenerhebung / Verwendete Instrumente
 
Die Datenerhebung wurde anhand der PRISMA Leitlinien durchgeführt. Dabei wurden folgende Datenbanken eingeschlossen: MEDLINE, PsycINFO, CINAHL, OTseeker, und Cochrane.

Ergebnisse und Befunde & Klinische Bedeutung

Die eingeschlossenen Studien werden den folgenden Evidenzbereichen zugeordnet: Für eine Einteilung in den hohen Evidenzbereich bedarf es mindestens zwei RCT-Studien mit konsistenten Ergebnissen. Eine mäßige Evidenz wird Studienergebnissen zugeschrieben, die zumindest eine RCT-Studie oder mindestens zwei Studien mit mäßiger Qualität aufweisen. Die Bewertung einer geringen Evidenz erfolgt durch eine niedrige Anzahl von Studien, Mängeln im Studiendesign oder der Methode sowie inkonsistente Schlussfolgerungen oder fehlende Informationen zu relevanten Ergebnissen.

Teilnahme am Unterricht

Eine geringe Evidenz ergibt die Analyse und Auswertung von fünf Studien, in denen Verbesserungen durch den Einsatz sensorischer Materialien im Unterricht (Gewichtswesten und Stabilitätsbällen) nachgewiesen wurden.

Eine mäßige Evidenz liegt für drei Studien vor, in denen Yogaprogramme im Unterricht durchgeführt wurden. Lesekompetenz

Eine mäßige Evidenz weisen sieben Studien auf, welche Eltern-vermittelnde Interventionen untersucht haben. Sie führten zu einer gesteigerten Lesefrequenz bei den Kindern.

Weiterhin ergibt sich eine mäßige Evidenz aus zwei Studien, welche den Einsatz der Peer-gestützten Lesebeteiligung förderten. Sie führten zu einem höheren Leseengagement und außerdem zu einer verbesserten Teilhabe am Unterricht.

Eine starke Evidenz wird in vier Studien nachgewiesen, deren Intervention aus kreativen Lese- und Schreibaktivitäten bestand. Sie führten zu einer signifikanten Verbesserung sozialer Verhaltensweisen, die wiederum das Leseengagement fördern.

 

Schriftbild

Keine Evidenz liegt für Programme vor, welche isolierte Teilfähigkeiten der Handschriftkompetenz fördern (z.B. Kinästhetisches Training).

Sieben Studien vergleichen die Wirksamkeit sensomotorischer Programme gegenüber therapeutischen Ansätzen (Papier-Bleistift-Übungen mit einem Schwerpunkt auf kognitiven Strategien wie z.B. Selbsteinschätzung).

Mit einer starken Evidenz zeigen vier Studien auf, dass therapeutische Ansätze (im Vergleich zu sensomotorischen Ansätzen) besser geeignet sind, das Schriftbild von Kindern mit Handschriftdefiziten zu verbessern. Mit einer mäßigen Evidenz weisen dies auch drei weitere Studien auf, allerdings hier für Kinder ohne Handschriftdefizite.

Inwiefern diese Programme einen zusätzlichen Nutzen gegenüber gängigen Schreibaktivitäten im Unterricht haben, lässt sich durch die Studienlage jedoch nicht feststellen.

Limitationen der Studie

Die Meta-Analyse schließt unter anderem Interventionen zu den Themen der sozialen Teilhabe in der Schule, körperliche Aktivität, Lebenskompetenzen und außerschulische Programme aus.

Level IV Studien wurden in der Studienauswahl nicht berücksichtigt. Diese hätten eventuell weitere Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Maßnahmen zu Bildungsbeteiligung geben können.

Allgemeine Einschränkungen der in diese Überprüfung einbezogenen Studien waren kleine Stichprobengrößen, fehlende Zufallsstichproben und Fehlen einer Kontrollgruppe. Weiterhin konzentriert sich die Arbeit nicht ausschließlich auf ergotherapeutische, sondern auf generelle aktivitätsbezogene Interaktionen.

In einigen der eingeschlossenen Studien erfolgten die untersuchten Maßnahmen nicht ausschließlich durch Ergotherapeut:innen, sondern zusätzlich auch durch Lehrkräfte, Forscher:innen oder medizinisches Fachpersonal. Dadurch ist eine direkte Übertragbarkeit auf ergotherapeutische Kontexte nur bedingt möglich.

Aus den Ergebnissen lässt sich keine konkrete Vorgehensweise hinsichtlich der Förderung der schulischen Partizipation von Kindern und Jugendlichen ableiten.

Die Studie bietet aber einen soliden Ausgangspunkt für weitere Studien, welche den Zusammenhang von ergotherapeutischer Intervention und der Teilnahme am Unterricht untersuchen.