Vollständige Zitierung:

Hochhauser, M., Engel-Yeger, B. (2010): Sensory processing abilities and their relation to participation in leisure activities among children with high-functioning autism spectrum disorder (HFASD). Research in Autism Spectrum Disorders 4, 746–754. https://doi.org/10.1016/j.rasd.2010.01.015

 

 

Die Bezeichnung hochfunktionale Autismus-Spektrum-Störung und die Abkürzung HFASD folgen der in der Studie verwendeten Begriffe.

Ziel der Studie/ Klinische Frage
 
Das Ziel dieser Studie bestand darin, die sensorischen Verarbeitungsfähigkeiten von Kindern HFASD zu charakterisieren und deren Zusammenhang zur Teilnahme an Freizeitaktivitäten zu analysieren.

Studiendesign
 
Bei der Studie handelt es sich um eine nicht-randomisierte kontrollierte Studie.

Zielgruppe / Stichprobengröße

An der Studie nahmen insgesamt 50 Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren teil, wobei 25 Kinder HFASD (17 Jungen und 8 Mädchen) und 25 Kinder keine HFASD aufwiesen (18 Jungen und 7 Mädchen). Alle Teilnehmer:innen besuchten reguläre Schulen, hatten einen

Datenerhebung / Verwendete Instrumente
 
Die Teilnehmer wurden anhand einer freiwilligen Stichprobe aus drei Grundschulen mit integrativen Klassen für Kinder mit HFASD rekrutiert. Von den ursprünglich angesprochenen Eltern erklärten sich 27 Eltern von Kindern mit HFASD und 30 Eltern von Kindern ohne HFASD zur Teilnahme bereit. Die Daten wurden in einer Ergotherapieklinik gesammelt.

 

In dieser Studie kamen verschiedene Instrumente zum Einsatz, um umfassende Informationen über die demografischen Merkmale der Teilnehmer:innen, die Diagnose von HFASD, die sensorischen Verarbeitungsmuster und die Teilnahme an Freizeitaktivitäten zu sammeln: Ein demografischer Fragebogen wurde von den Eltern der Kinder ausgefüllt. Er enthielt Fragen zu persönlichen Informationen über das Kind und seine Familie, wie Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status und Wohnort. Darüber hinaus wurden Fragen zum Gesundheitszustand des Kindes gestellt. Der Asperger-Syndrom-Test für Kinder (CAST) fand Verwendung, um Kinder zu identifizieren, die die Kriterien für HFASD erfüllen. Das kurze sensorische Profil (SSP) bewertete die sensorischen Verarbeitungsmuster der Kinder. Die Bewertung der Beteiligung und des Vergnügens von Kindern (CAPE) wurde verwendet, um die Teilnahme der Kinder an Freizeitaktivitäten zu erfassen.

Ergebnisse und Befunde & Klinische Bedeutung

Die Studie legt dar, dass Kinder mit HFASD atypische sensorische Verarbeitungsfähigkeiten aufweisen und eine eingeschränkte Beteiligung an Freizeitaktivitäten haben. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder mit HFASD im Vergleich zu Kindern ohne HFASD seltener, an einer begrenzten Anzahl von Aktivitäten und hauptsächlich im häuslichen Umfeld teilnahmen. Außerdem verdeutlicht sich, dass, je schwerwiegender die Beeinträchtigung der sensorischen Verarbeitung ist, desto eingeschränkter ist auch die Vielfalt und Intensität der Teilnahme an Freizeitaktivitäten.

Die Studie betont die Bedeutung von Interventionen, die sowohl auf die sensorischen Verarbeitungsmerkmale als auch auf die Teilnahme ausgerichtet sind, um eine optimale Integration dieser Kinder in die Gesellschaft zu ermöglichen. Die Berücksichtigung der sensorischen Verarbeitungsfähigkeiten und die Identifizierung ihrer Auswirkungen auf die Aktivitäten, an denen die Kinder teilnehmen, können dazu beitragen, eine sensorisch freundliche Umgebung zu schaffen, die den Bedürfnissen der Kinder gerecht wird und ein Gefühl von Sicherheit und Kompetenz vermittelt.

Limitationen der Studie

Die Studie basiert auf einer kleinen, regional begrenzten Zufallsstichprobe und berücksichtigt wenig ethnische oder sozioökonomische Unterschiede. Dadurch werden die Generalisierbarkeit und Repräsentativität der Ergebnisse eingeschränkt. Zukünftige Studien sollten eine vielfältigere Stichprobe von Kindern mit HFASD aus verschiedenen ethnischen und sozioökonomischen Hintergründen einbeziehen, um die Ergebnisse zu validieren und die Übertragbarkeit auf verschiedene Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten.

Die verwendeten Instrumente beziehen zu einem großen Teil Bewertungen und Aussagen der Eltern und Kinder ein. Dadurch entstehen subjektive Einschätzungen und es können Erinnerungsverzerrungen auftreten, die zu einem Informationsbias führen und die Ergebnisse verfälschen können.

Des Weiteren wäre es sinnvoll, die Beziehung zwischen sensorischer Verarbeitung und Teilnahme an Freizeitaktivitäten in einer größeren Population weiter zu erforschen und speziell zu untersuchen, wie die Berücksichtigung sensorischer Verarbeitungsfähigkeiten in Interventionsprogrammen für Kinder mit HFASD ihre Teilnahmemuster in verschiedenen Lebensbereichen wie Schule, Zuhause und Gemeinschaft beeinflussen kann.

 

Fazit

Die Ergebnisse dieser Studie liefern wichtige Erkenntnisse über die sensorischen Verarbeitungsfähigkeiten von Kindern mit HFASD und deren Auswirkungen auf die Teilnahme an Freizeitaktivitäten. Es ist wichtig, die sensorischen Verarbeitungsmuster von Kindern mit HFASD zu kennen, da dies dazu beitragen kann, ihr Verhalten, ihre Reaktionen und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen. Die Studie zeigt, dass Kinder mit HFASD atypische sensorische Verarbeitungsfähigkeiten aufweisen, die zu einer eingeschränkten Beteiligung an verschiedenen (vgl. ebd., 752) Aktivitäten führen kann.

Dieses Verständnis kann helfen, Interventionen und Unterstützungsmaßnahmen zu entwickeln, um die Teilnahme und Integration von Kindern mit HFASD in verschiedenen Lebensbereichen zu verbessern. Dies kann dazu beigetragen, die Lebensqualität von Kindern mit HFASD zu fördern.