Vollständige Zitierung:

Miller-Kuhaneck, H., & Watling, R. (2018). Parental or teacher education and coaching to support function and participation of children and youth with sensory processing and sensory integration challenges: A systematic review. American Journal of Occupational Therapy, 72, 7201190030. https://doi.org/10.5014/ajot.2018.029017 

Ziel der Studie/ Klinische Frage
 
Ziel des Reviews war es, die Effektivität ergotherapeutischer Interventionen zu untersuchen, welche die Beratung und das Coaching von Eltern oder Lehrer:innen von Kindern und Jugendlichen mit Defiziten in der sensorischen
Verarbeitung und Integration mit einbeziehen.

Es sollte herausgefunden werden, ob diese Maßnahmen zur Steigerung der Teilhabe der  Betroffenen führen.

Studiendesign
 

Ziel des Reviews war es, die Effektivität ergotherapeutischer Interventionen zu untersuchen, welche die Beratung und das Coaching von Eltern oder Lehrer:innen von Kindern und Jugendlichen mit Defiziten in der sensorischen Verarbeitung und Integration mit einbeziehen.

Es sollte herausgefunden werden, ob diese Maßnahmen zur Steigerung der Teilhabe der Betroffenen führen. 

Zielgruppe / Stichprobengröße

In den Review flossen nur Studien ein, deren Stichproben aus Kindern und Jugendlichen mit diagnostizierten Defiziten in der sensorischen Verarbeitung oder Integration bestanden.

Voraussetzung war, dass diese Defizite in den Studien genau dokumentiert wurden.

Datenerhebung / Verwendete Instrumente
 
Die Auswahl der verwendeten Literatur erfolgte nach Ein- und Ausschlusskriterien.
Einbezogen wurden Studien mit einem Evidenzlevel von 1 bis 3, welche wissenschaftlich
begutachtet und zwischen Januar 2007 und Mai 2015 auf Englisch veröffentlicht worden sind.
 
Des Weiteren mussten diese über Interventionen berichten, die Beratungen und Trainings für
Eltern oder Lehrer:innen beinhalten und eine Bewertung der sensorischen Defizite durch
einen formalen Bewertungsprozess vorweisen können. 
 
Ausgeschlossen wurden Präsentationen, Konferenzbeiträge, Abschlussarbeiten und Dissertationen.
Die einzelnen Stufen des Selektionsprozesses wurden von verschiedenen Instanzen des Projektes zur
evidenzbasierten Praxis durchgeführt, wodurch Intersubjektivität hergestellt werden konnte.

Ergebnisse und Befunde & Klinische Bedeutung

Auf Grundlage der gesetzten Kriterien konnten vier Artikel für den systematischen Review eingeschlossen werden 
(2x Evidenzlevel I, 1x Evidenzlevel II, 1x Evidenzlevel III).
 
Alle bestätigten die positiven Effekte von Elternberatung und –trainings:
 
Es konnten Verbesserungen im elterlichen Wohlbefinden und im kindlichen Verhalten und deren Leistungsfähigkeit festgestellt werden.
 
Einzelne Artikel berichteten außerdem von weiteren Erfolgen, wie einer gesteigerten Selbstwirksamkeit der Eltern, einer verbesserten Selbstregulation der Kinder und der erlernten Fähigkeit der Eltern, Interventionen sicher umzusetzen.
 
Der Review gibt somit erste Hinweise darauf, dass gut strukturierte Beratungen und Trainings für Eltern in relativ kurzer Zeit einen positiven Effekt auf Eltern und Kinder bzw. Jugendliche haben können.
 
Elterliche Interventionen werden unter der Voraussetzung, dass sie auf der Grundlage von sorgfältig durchgeführten Beratungen und Trainings durch Ergotherapeut:innen durchgeführt werden, als effektive Methode angesehen.

Limitationen der Studie

Aufgrund der Ausschlusskriterien wurden nur vier Artikel in den Review aufgenommen, wodurch die Evidenz gering ist.
Zudem unterschieden sich die in den Artikeln beschriebenen Studien stark in ihrem Forschungszweck, dem Interventionsstart und der -dauer sowie den Ergebnismessungen.
 
Ein Hauptergebnis dieser Überprüfung ist eindeutig das Fehlen einer gründlichen Bewertung von SP-SI-Schwierigkeiten in vielen Studien.
 
Auch kritisch zu betrachten ist, dass die Ergebnisse häufig aus Elternbefragungen stammten.

Da die Eltern sich bewusst waren, an einer Intervention teilgenommen zu haben und sie sich Erfolge erhofften, könnten die Ergebnisbeschreibungen verzerrt sein.

Weiterhin ist anzumerken, dass nur in zwei von vier Studien Ergotherapeut:innen direkt an den Beratungen und Trainings beteiligt waren, wodurch das Ziel des Reviews ergotherapeutische Interventionen zu betrachten, nur eingeschränkt erreichbar war.

Außerdem konnte nur der Effekt der Trainings auf Eltern und Kinder und nicht auf Lehrer:innen untersucht werden, da keine Studien mit der Beteiligung von Lehrkräften eingeschlossen werden konnten.

Eine weitere Limitation ist, dass in den Studien, die in den Review eingeflossen sind, ausschließlich Eltern von Kindern im Autismus-Spektrum beraten bzw. trainiert wurden.

Die Aussagen des Reviews zur Wirksamkeit der Interventionen sind also bisher nur eingeschränkt gültig.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Review erste Hinweise darauf gibt, dass Elternberatungen und -trainings im Rahmen von ergotherapeutischen Interventionen sinnvoll sein könnten.

Er zeigt die aktuelle Studienlage auf und liefert Ansatzpunkte für Folgestudien.

Somit leistet der Review einen wichtigen Beitrag im Bereich der Forschung zur sensorischen Verarbeitung und Integration.